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Wi knüppen un wäben en Teppich för't Leben.

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Fischerteppiche

„Wi knüppen un wäben en Teppich fört Leben.“
(Rudolf Stundl: Freester Teppichknüpferlied)

Pommersche Fischerteppiche sind handgeknüpfte, schafwollene Teppiche mit maritimen Motiven aus der Region Vorpommern. Die Fischerteppiche wurden anfänglich im Nebenerwerb von Fischern entworfen und geknüpft. Seit 1928 werden sie in liebevoller Hand- und Heimarbeit in Freest und anderen Gemeinden hergestellt. Die Teppiche sind ein beredtes Beispiel dafür, wie durch Engagement eine Volkskunstbewegung entstehen konnte. Und: Jeder Fischerteppich ist ein Unikat!

Die magischen Teppiche

In den 1920er Jahren gerieten die Küstenfischer infolge eines dreijährigen Fangverbots in arge Bedrängnis. Man suchte nach Alternativen, um das Überleben der Fischerfamilien zu sichern. Der Wiener Textilkünstler Rudolf Stundl (1897-1990) übernahm es, die Fischer in die Geheimnisse der Teppichherstellung einzuführen. Durch die jahrelange Tätigkeit des Netzeknüpfens und -flickens geübt, sollten die Fischer die notwendige Geduld und Geschicklichkeit zum Teppichknüpfen mitbringen.

In intensiven Lehrgängen brachte Stundl den Dörflern an der Küste das Weben und Knüpfen der Teppiche bei. Zum Kanon der Motive auf den Fischerteppichen gehören Anker, Möwen, Schwäne, Kormorane, Koggen, Wellen, Stranddisteln und natürlich Fische in den vielfältigsten Ausführungen, beispielsweise als Zweifisch, Dreifisch oder Vierfisch. Organisiert waren die Teppichknüpfer aus Freest, Spandowerhagen und anderen Fischerdörfern in der „Pommerschen Fischer-Teppich-Heimknüpferei“.

Fischer bleiben auf dem Teppich.

Die Zeit des Nationalsozialismus führte nach einer anfänglichen Vereinnahmung zu einer kriegsbedingten Zwangspause. Bereits wenige Jahre nach dem Krieg wurde mit dem Krösliner Altarteppich ein deutliches Zeichen für einen Neuanfang gesetzt. Am 17. Mai 1953 wurden die Teppichknüpfer in der ersten künstlerischen Produktionsgenossenschaft des Handwerks (PGH der DDR) mit Namen „Volkskunst an der Ostsee“ organisiert. Das Ackerbürgerstädtchen Lassan entwickelte sich ab 1962 zum Mittelpunkt der Teppichproduktion, denn dort befanden sich u.a. die Färberei und das Materiallager. Mit den Verwerfungen der Wende kam für die PGH „Ostseekunst“ das Aus.

Der Teppich macht ’nen Fisch.

Auch heute noch werden in Freest, Lubmin, Lassan und Mölschow auf Usedom vereinzelt Fischerteppiche geknüpft. Es handelt sich um eine aussterbende Tradition. Die in zeitaufwendiger Handarbeit geknüpften Fischerteppiche werden zu kaum bezahlbaren Raritäten. Die Pommerschen Fischerteppiche konnten 2008 ihr 80-jähriges Bestehen feiern und wurden unter anderem mit zwei Ausstellungen geehrt.

„Woher habt ihr nur die vielen Teppiche?“
(Ruth Kraft: Insel ohne Leuchtfeuer, S. 155)

Literatur zum Thema

– (2008) Kurt Feltkamp & Birgit Dahlenburg: Freester Fischerteppiche der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Katalog mit umfangreichem Text u. Bildteil, 70 Seiten.
– (2007) Kurt Feltkamp u. Jürgen Flachsmeyer: Vorpommersche Fischerteppiche unter historischen, ästhetischen und mathematischen Aspekten. Greifswalder Universitätsreden (Nr. 127 als pdf).
– (2000) Anja Prölß-Kammerer: Der Knüpfteppich als Teil der „nordischen“ Volkskunst – Die Pommer’schen Fischerteppiche und die ostpreußischen Bauernteppiche, in: Die Tapisserie im Nationalsozialismus. Propaganda, Repräsentation und Produktion, Hildesheim. ISBN 3-487-11167-5
– (1982) Ostseeteppiche. Bildmappe zur Ausstellung „Teppiche des Ostseeraumes“ der Universität Greifswald anlässlich des 85. Geburtstages von Rudolf Stundl.
– (1978) Museum der Stadt Greifswald: Volkskunst an der Ostsee. 50 Jahre Freester und Lubminer Fischerteppichknüpferei, Neue Greifswalder Museumshefte Nr. 6/1978 Sonderheft.
– (1961) Rudolf Stundl: Fischer Teppiche. Broschüre der PGH Volkskunst an der Ostsee, Greifswald.
– (1939) Heinz Strohschein: Über die Entstehung der Fischerteppiche.

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